Die Götterbilder des alten Peru (2) – Variationen über Jahrtausende

Nach Erscheinen des Bandes „Ikonografische Interpretationen“ wurden noch bedeutsame und entscheidende weitere Erkenntnisse gewonnen, welche es erforderlich machten einen weiteren Band zur Ikonografie der Götterbilder des alten Peru zu schreiben und zu gestalten.

Die wesentlichste Erkenntnis war die Veranlassung zur Wandlung des feliden Götterbildes von Chavín in ein hybrides Götterbild. Es war in vorausgegangen Schriften immer davon ausgegangen worden, dass ein Naturereignis hierfür die Ursache war. Dahinter ließen sich Auswirkungen der Klimaanomalie „El Niño“ vermuten. Jedoch offenbarte die Dissertationsschrift von Silvia Rodriguez Kembel „Architectural Sequence and Cronology at Chavín der Huantar /Peru”, welche sich detailliert mit der Baugeschichte des Tempels von Chavín auseinandersetzt, dass Chavín de Huantar um das Jahr 550 v. Chr. von einem zerstörerischen Erdbeben betroffen war. Die geologischen Wissenschaften, hier „United States Geologial Survey“ (USGS, Earthquake Hazards Program), sind heute auch in der Lage rückwirkend derartige Erdbeben zu orten und zu beweisen.

Zu diesem Zeitpunkt war er neue Tempel als Ergänzung des alten Tempels bereits im Bau und wurde wie die gesamte Anlage von Zerstörungen betroffen. Die wichtigste Reaktion der Priester scheint jedoch deren Feststellung gewesen zu sein, dass der Gott und damit das Götterbild versagt hatte. Das gültige Götterbild befand sich zu dem Zeitpunkt noch als „Lanzón“ im alten Tempel von Chavín. Die unmittelbare Reaktion war das Schaffen eines „wirksameren Götterbildes“, indem man das alte verstärkte. Dieses Götterbild befindet sich In Form von zwei ähnlichen Reliefs auf den beiden Säulen des Portals des neuen Tempels, welches in Fortführung der Baumaßnahen vor die Fassade gesetzt wurde.

Paracas übernahm dieses Götterbild, es wurde aber künstlerische verändert. Viele Tempelbauten im näheren und weiteren Umfeld von Chavín brachten dieses Götterbild ebenfalls zum Ausdruck. Erstaunlich bleibt jedoch die Feststellung, dass alle nachfolgenden Kulturen das Götterbild mit dem gleichen hybriden Götterbild in unzähligen Varianten zum Ausdruck brachten. Ohne diesen Hintergrund zu kennen, mag des dem heutigen Betrachter dieser Motive schwer fallen diese zu überhaupt deuten.

Dieses Ergänzungsbuch beschäftig sich, über die Betrachtung von Textilien und sonstiger Objekte hinaus, mit einigen weiteren Bauten, die in ikonografischer Hinsicht äußerst interessant sind.

Darüber hinaus gab eine inzwischen begonnene Serie von grafischen Darstellungen zur Entwicklung besonderer Aspekte der Ikonografie Anlass, diese Serie fortzusetzen und damit die künstlerische Entwicklungsgeschichte dieser Götterbilder zu verdeutlichen. Diese Seiten, als einzelne Seite oder Doppelseite wurden als „separate Seiten“ bezeichnet in den fortlaufenden Text eingefügt. Das betrifft die vier identischen Sequenzen des Götterbildes bei Chavín und Paracas, die Substitutionen bei Paracas und Tiahuanaco, ebenso die zeitweilige Substitution der Harpyie an der Küste durch den Seevogel, die zahlreichen Versuche der Darstellung des hybriden Götterbildes mittels dualer Harpyien-Abbildungen, die Aspekte des emblematischen Götterbildes bei Moche und die Minimalisierun des Götterbildes durch das Auge des Feliden als Ersatz für das Bild des obersten Gottes.

Neben farbigen Abbildungen enthält das Buch eine sehr große Auswahl an grafischen (schwarz-weißen) Nachzeichnungen. Auf Seite 17 dieses Buches befindet sich eine zufällige Auswahl solcher Bilder (jeweils in Briefmarkengröße) als nichtchronologische Zusammenstellung. Sie präsentiert nur etwa 20% derartige Darstellungen, die vom Verfasser bei seinen Untersuchungen gefertigter wurden. Diese Präsentation soll nur einen Eindruck von der erstaunlichen Vielfalt der Götterbilder zeigen. Sie sind äußerlich verschieden, zeigen aber alle den gleichen religiösen Inhalt.

Die Bilder der Titelseite zeigen eine kleine aber repräsentative Auswahl von Götterbildern des alten Peru. Es sind gemalte Details von Götterbildern in Textilien aus verschiedenen Kulturen zwischen 1000 v. Chr. und 1500 n. Chr.

Angaben zum Buch: Format 22 x 29 cm, 144 Seiten, zweisprachig deutsch und spanisch, 530 Abbildungen farbig / schwarz-weiß, ISBN-Nummer 978-3-00-071605-8. Das Buch ist vorzugsweise beim Verfasser erhältlich. Preis 25.- EUR

E-Mail: iconografia@uwe-carlson.com

>> Die Götterbilder des alten Peru, Band 2– Leseprobe (PDF)

Die Leseprobe umfasst 33 ausgewählte Seiten des Buches, darunter das vollständige Inhaltsverzeichnis.